Agnes-Miegel-Strasse wird umbenannt

25. Mai 2015

Die VVN–Bund der Antifachisten, Kreisverband Aachen, und der Aachener Friedenspreis e.V.  haben in einem Bürgerantrag an den Oberbürgermeister der Stadt Aachen die Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße in Aachen Forst gefordert.

Agnes Miegel war eine deutsche Schriftstellerin, Journalistin und Balladendichterin. In der Zeit des Nationalsozialismus war Agnes Miegel eine Verehrerin Adolf Hitlers. Sie wurde 1933 Mitglied der NS-Frauenschaft. Dem Nationalsozialismus gegenüber bezog sie eine befürwortende Haltung und hat sich auch nach 1945 nicht von dieser Position distanziert.

Bereits 1933 gehörte sie zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg unterschrieb sie den Aufruf der Kulturschaffenden zur „Volksbefragung“ wegen der Zusammenlegung des Amtes des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers. 1939 nahm sie das Ehrenzeichen der Hitlerjugend entgegen; 1940 wurde sie Mitglied der NSDAP.

In der Fachliteratur lassen sich verschiedene Autoren finden, die die Nähe Agnes Miegel zum Nationalsozialismus bestätigen. Sie bezeichnen die Autorin als „Vertreterin einer nationalsozialistischen Frauenkultur“ (Goedle von der Decken, 1988), als antidemokratische Schriftstellerin und systemkonforme Vorzeigedichterin, deren literarisches Werk von der NS-Ideologie durchdrungen sei (Angelika Döpper-Henrich, 2004). Eva-Maria Gehler (2010) meint, dass Werk und Verhalten von Agnes Miegel eine deutliche Nähe zum Nationalsozialismus aufzeigten.
Der frühere erste Leiter des NS-Dokumentationsarchives Professor Horst Matzerath stuft in einer Stellungnahme , (die den Antragstellern schriftlich vorliegt) Agnes Miegel als „eine Person des öffentlichen Lebens [ein], die nach außen hin aktiv den Nationalsozialismus vertreten hat, die gerade bei den Frauen und in der Jugend für ihn geworben hat und die für den Nationalsozialismus eine wichtige Symbolfigur war.“

Nach ihrer Flucht aus Ostpreußen ließ sich Agnes Miegel in Bad Nenndorf (In der Nähe von Hannover) nieder. Im Kurpark der Stadt steht ein Agnes-Miegel-Denkmal, dass auf Beschluss des Nenndorfer Stadtrates jetzt entfernt werden soll. Ein Bürgerentscheid für den Verbleib der Statue scheiterte Anfang Januar dieses Jahres an zu geringer Beteiligung. In vielen weiteren Städten wurden Strassen mit dem Namen von Agnes Miegel bereits umbenannt. So etwa die Städte Erfftstadt, Erlangen und Schwerte.

Die Stadt Aachen will die Agnes-Miegel-Strasse nun endlich nach einem entsprechenden Bürgerantrag des „Aachener Friedenspreis“ und der VVN umbenennen. Mit dem früheren Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, Herrn Professor Dr. Horst Mazerath, wollten wir darüber sprechen, wie berechtigt unsere Kritik ist (der Vortrags- und Diskussionsabend fand am 20.05.2015 in der VHS Aachen statt. Herr Prof. Matzerath legte sehr überzeugend dar, warum die Straßenumbenennung und der Prozess, der dazu führt, sehr wichtig ist.)