FIR erinnert an den Widerstand der Häftlinge in den Konzentrationslagern
11. April 2025
Die FIR erinnert insbesondere an den heroischen Kampf von Häftlingen in den Konzentrationslagern und Haftstätten, die trotz SS-Terrors Mut und Kraft gefunden haben, sich für ihr Überleben gemeinsam einzusetzen. Seit die Zeitzeugen, die diesen Widerstand geleistet haben, nicht mehr selber Zeugnis ablegen können, erleben wir, dass dieser Teil des antifaschistischen Kampfes zunehmend durch geschichtspolitischen Streit überlagert wird. Das gilt insbesondere für die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald am 11. April 1945, also vor 80 Jahren.
Fakt ist, dass insbesondere politische Häftlinge in fast allen Konzentrationslagern versucht haben, Widerstandsgruppen aufzubauen, um sich gemeinsam gegen den SS-Terror zu wehren. Es waren klandestine Netzwerke, gegen die die SS mit einem System von Spitzeln und Morden vorging. Zumeist waren es politische Gegner, die bereits in ihren Heimatländern verbunden waren und wussten, auf wen sie sich selbst unter solchen extremen Bedingungen verlassen konnten. Drei Beispiele seien an dieser Stelle genannt:
Im Vernichtungslager Auschwitz entstand im Mai 1943 neben polnischen Widerstandsgruppen die „Kampfgruppe Auschwitz“, ein Zusammenschluss österreichischer Antifaschisten und einer polnischen Gruppe des Lagerwiderstandes.Dieser Gruppe gehörten insbesondere Kommunisten, Sozialisten, Spanienkämpfer und Partisanen an, die hauptsächlich aus Österreich und Polen, aber auch aus Frankreich, Deutschland, Jugoslawien, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion stammten. Darunter befanden sich viele jüdische Häftlinge.
Etwas früher organisierte sich der politische Widerstand im KZ Mauthausen.Zuerst ging es um die Suchen nach Gleichgesinnten und gegenseitige Hilfeleistung, die Bildung von kleinen Gruppen, um durchzuhalten und den Lebenswillen zu stärken. In der zweiten Etappe formierten sich aus den nationalen Häftlingsgruppen zumeist kommunistische Parteigruppen und damit verbunden ein organisierter Widerstand. Die militärischen Erfolge bei Stalingrad und Kursk trugen dazu bei, dass unter den Häftlingen der Widerstandswille deutlicher wurde. Die dritte Etappe schließlich bestand in der Bildung einer internationalen Widerstandsorganisation, der Verdrängung der „grünen Winkelträger“ aus Häftlingsfunktionen und der Vorbereitung auf einen militärischen Kampf. Der antifaschistischen Militärorganisation gehörten zum Schluss etwa 700 Häftlinge an. Als am 5. Mai mittags Einheiten der US-Armee das lager erreichten, öffneten Häftlinge die Tore des Lagers, auf dem Turm hissten sie eine Rote Fahne. Die Widerstandsorganisation übernahm die innere und äußere Sicherung des Lagers.
Beim Aufbau des KZ Buchenwald verlegte die SS – ohne es zu ahnen – aus dem KZ Lichtenburg eine bereits bestehende illegale kommunistische Widerstandsorganisation in das Lager. Diese wurde zum Nukleus des späteren Widerstands. Ab 1939 kamen ausländischen Häftlinge in das Lager. Mit ihnen gemeinsam wurde 1942 ein Internationales Lagerkomitee (ILK) geschaffen, dem verschiedene nationale Widerstandsgruppen angehörten. 1943 bauten diese Häftlinge zum Selbstschutz eine Internationale Militärorganisation (IMO) auf. Unter Leitung von Otto Roth waren es zuerst deutsche, französische und sowjetische Häftlinge. Die deutschen Häftlinge nutzten die Möglichkeiten des Lagerschutzes und der Lagerfeuerwehr, Einrichtungen, die im Auftrag der SS geschaffen worden waren. Die Militärorganisation besorgte sich Waffen. Aufgabe der IMO war den Schutz der Häftlinge bei einer befürchteten Vernichtung des Lagers beim Vormarsch der Alliierten sein.
Anfang April 1945, noch befanden sich über 50.000 Häftlinge in Buchenwald, begann die SS, das Lager zu evakuieren. Häftlingsgruppen wurden auf Todesmärsche geschickt. Das ILK behinderte mit seinen Möglichkeiten diese Evakuierungen. Entgegen den Anordnungen der SS blieben bis zum 10. April über 20.000 Häftlinge im Lager, als sich der Großteil der SS-Einheiten vor der heranrückenden US-Armee absetze. Gleichzeitig bestand die Drohung, dass die Wachmannschaften ein Massaker unter den verbliebenen Häftlingen anrichten würden. Als amerikanische Truppen in der Nähe des Lagers waren, entschied sich das ILK für einen Aufstand und erteilte dem Leiter der IMO die Freigabe der Waffen. Die Kampfgruppen stießen gegen die Türme vor, durchbrachen an vorher festgelegten Stellen die Tore und Drahthindernisse, besetzten die Postentürme und rüsteten mit den dort erbeuteten Waffen weitere Militärkader aus. Um 15.15 Uhr flatterte die weiße Fahne auf dem Haupttor. Der Lagerälteste Hans Eiden verkündete durch das Mikrophon „Kameraden, wir sind frei! Die Faschisten sind geflohen. Das internationale Lagerkomitee hat die Macht übernommen.“ Am 13. April 1945 übernahm ein Befehlshaber der III. US-Armee das Lager.
Die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald am 11. April 1945 zeigt, wie selbst unter den Bedingungen des faschistischen Terrors antifaschistischer Internationalismus zur Rettung von über 20.000 Häftlingen, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, führte. Diese Leistungen des Widerstandes in allen Lagern und Haftstätten werden die FIR und ihre Mitgliedsverbände immer in Ehren halten. Es ist unsere gemeinsame Tradition und politisches Vermächtnis.