Kurt Heiler, 19.8.1952–22.8.2019 – Ein Nachruf
28. August 2019
Kurt Heiler, Nachruf, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschist*innen (VVNBdA) Aachen, VVN-BdA Aachen
Ein zuverlässiger Kamerad, ein aufrechter Mensch und guter Freund hat uns verlassen. Kurt erlag plötzlich und unerwartet den Folgen eines Schlaganfalls. Wir trauern mit seiner Tochter Mareike, ihrem Mann Tobias und seinen Enkeln Jakob und Elisa um einen wunderbaren Vater und Opa. Unser Mitgefühl gilt seiner Mutter, ihrem Fridl und seinen weiteren Familienangehörigen.
Kurt ist zu Beginn der 1980er Jahre Mitglied der VVN-BdA geworden und hat sie seitdem in unzähligen Aktionen und Veranstaltungen repräsentiert. Er hat sich damals von unseren Älteren, von
den überlebenden Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfern gegen den Hitlerfaschismus erzählen lassen, warum und wie sie zu Antifaschisten wurden. Er hat sich von ihrer Motivation und ihren Kraftquellen berichten lassen, wie sie der brutalsten und grausamsten Maschinerie gegen die Menschlichkeit widerstehen konnten.
Kurt wollte von ihnen lernen und ihr Vermächtnis in die Gegenwart retten. Denn, so sagte er, wenn wir aus Faschismus und Krieg nicht lernen, droht uns Wiederholung. Als alte Nazis einer SS-Nachfolgeorganisation öffentlichen Raum beanspruchten, organisierte er solange Widerstand, bis der Spuk beendet war. Er spornte uns bis heute zu immer und immer wieder an, aufkommenden Faschismus und Neofaschismus zu erkennen und zu bekämpfen.
Kurt wusste, dass die Gefahr von Faschismus eng verbunden war mit sozialen Fragen und mit Krieg. Er führte die VVN-BdA an die Seite sozialer Bewegungen gegen eine Umverteilungspolitik von unten nach oben, und er sorgte dafür, dass die VVN-BdA immer aktiver Teil der Friedensbewegung war. Immer wieder richtete er all sein Wirken darauf aus, Demokratie zu bewahren und demokratische Rechte gegen alle Angriffe von Rechts zu verteidigen.
Kurt war das Gesicht der VVN-BdA, und weitaus mehr. Er versuchte unermüdlich, auch Menschen anderer Organisationen und Gesinnung zu gemeinsamem antifaschistischem Handeln zu gewinnen. Die Bündnisse, die er geschmiedet hat, um gemeinsame Interessen an Frieden und Demokratie zu erkennen und ihnen gemeinsam Ausdruck zu verschaffen, sind unzählbar. Die „Wege gegen das Vergessen“ in Aachen oder die antifaschistischen Regionalkonferenzen in der Städteregion sind ohne Kurt kaum vorstellbar. Und wir stehen noch mitten in den Vorbereitungen von 28
Veranstaltungen in der ganzen Städteregion Aachen zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 – Dieses großartige Veranstaltungsprogramm ist Ergebnis seiner Bemühungen seit über 30 Jahren, den Antisemitismus auch in dieser Gesellschaft zurückzudrängen.
Als vor zwei Jahren bekannt wurde, dass der Verfassungsschutz AntifaschistInnen deshalb bespitzelt, weil sie sich dem „Schwur von Buchenwald“ verpflichtet fühlten, war Kurt entsetzt und bekräftigte seine Verbundenheit mit dieser Verpflichtung:
„Wir schwören…: Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Schließlich hinterlässt Kurt uns noch ein riesiges Archiv über den Neofaschismus und mit unverzichtbarer Literatur über Widerstand und Verfolgung.
Wir werden Kurt und seinen Auftrag an uns nicht vergessen. Wir werden uns immer erinnern an die aufopferungsvolle Weise, mit der er sich um Freunde und Familienmitglieder gekümmert hatte, wenn sie auf Unterstützung angewiesen waren.
Es wird schwer fallen und nicht immer gelingen, aber wir wollen seine Arbeit in seinem Sinne fortsetzen.