Die VVN-BdA Aachen teilt die Kritik an der Nakba Ausstellung

13. Mai 2011

Die VVN-BdA Aachen teilt die Kritik der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V. an der Nakba Austellung im Haus der Evangelischen Kirche.

Wir schließen uns der Stellungnahme der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V. an. Wir dokumentieren Auszüge der vom freien Journalisten Klarmann veröffentlichten redigierten Fassung:

„…

2.) Der Vorstand hält allerdings ebenso deutlich fest, dass er – bei aller Würdigung des vernehmbaren Anliegens, dem Leid der Palästinenser in Flucht und Vertreibung Raum und Gehör zu verschaffen, – der Ausstellung seinerseits gleichwohl mit großer Skepsis und Sorge entgegen sieht.

Er teilt die explizit antizionistische Ausrichtung und demzufolge grundlegend einseitige Darstellung der Geschichte, die u.a. zur Gründung des Staates Israel 1948 führte, in keiner Weise. Wichtige Kontexte der Ereignisse 1947/48 werden in der Ausstellung zudem beschönigt, ausgeblendet oder verschwiegen.

So fehlt etwa jeder Hinweis auf die Verstrickung maßgeblicher palästinensischer Führer mit dem Naziregime in Deutschland, also letztlich auch auf deren ideelle Unterstützung der Politik der Vernichtung millionenfachen Lebens. Es fehlt jeglicher Hinweis auf den massiven und lebensbedrohlichen Antisemitismus in vielen arabischen Ländern, der insbesondere nach 1948 zu einer gewalttätigen Vertreibung hunderttausender Juden aus ihren angestammten, teilweisen Jahrtausende alten Heimatorten führte.

Die Kriegsereignisse des Jahres 1948 sind nach dem Stand der heutigen historischen Forschung entgegen der Kernthese der Ausstellung in keiner Weise als „ethnische Säuberung Palästinas“ zu qualifizieren. Die Mitverantwortlichkeit der palästinensischen und arabischen Führer an Ausbruch, Verlauf und Ausgang des Krieges gegen den Jischuw bzw. den Staat Israel mit allen seinen Auswirkungen wird bewusst verschwiegen.

3.) Der Vorstand der Gesellschaft befürchtet, dass die unvollständige und gewollt einseitige Darstellung der Ausstellung in ihrem appellativen Charakter antiisraelischen und auch antisemitischen Tendenzen Vorschub leisten kann. Er erwartet, dass die Veranstalter sich daher in sehr hohem Maße ihrer besonderen Verantwortung bewusst sind, wenn sie diese Ausstellung zeigen.

Ein qualifiziertes Rahmen- und Begleitprogramm, das angemessen auch anderen Stimmen, Darstellungen und Geschichtsdeutungen Raum und Gehör verschafft, ist zwingend notwendig. Wir bieten dazu dem Veranstalter im Rahmen unserer Möglichkeiten unsere Mitwirkung an.

4.) Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung im Nahen Osten werden nur Realität werden können, wenn beide Seiten nicht nur ihre je eigenen Deutungen der Geschichte immer und immer wieder replizieren, sondern sich kritisch auch mit ihren eigenen Verstrickungen in Schuld, Unrecht und Gewalt auseinandersetzen.

Israel als freie und offene Gesellschaft unter ständiger, existentieller Gefährdung durch Terror und Genozidandrohungen vermag diese Diskussion – gleichwohl nicht ohne Verwerfungen und Spannungen – aber in der Tradition der aufgeklärten Demokratien stehend in beeindruckender Weise bis heute auszuhalten.

Die Gesellschaften der benachbarten, vielfach bisher repressiv und despotisch regierten arabischen Staaten – einschließlich der der autonomen palästinensischen Gebiete – haben über Jahrzehnte diese Erfahrung des freien, kritischen Diskurses und der Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortlichkeit nicht machen dürfen und können.

Wir hoffen, dass sich durch einen möglichen Wandel hin zu demokratischen, sich an den allgemeinen Menschenrechten orientierenden Gesellschaften in den arabischen Nachbarstaaten Israels neue Impulse hin zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten entwickeln werden.

Wir rufen alle Menschen auf beiden Seiten, Regierende und Regierte zu deutlich mehr Phantasie zum Frieden auf – und beten für den Schalom.“