Antikriegstag 2023
3. September 2023
Antikriegsbündnis Aachen, Antikriegstag, Frieden
Am 1. September fand am Elisenbrunnen in Aachen eine Kundgebung des Antikriegsbündnis Aachen statt, zu der die VVN-BdA ebenfalls mit aufgerufen hatte. Im Anschluss an die Kundgebung zog ein Demonstrationszug zum Marktplatz und endete dort mit einer Abschlusskundgebung in der Nähe des Eingangs zur Verleihung des Aachener Friedenspreis.
Wir dokumentieren im folgenden die Rede, die Rudolf Gottfried für das Antikriegsbündnis Aachen gehalten hat.
Die Waffen nieder! Waffenstillstand statt Waffenlieferungen
Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung, nämlich 52% ist gegen die Lieferung der Marschflugkörper TAURUS an die Ukraine. Mehrheitlich ist die Bevölkerung für Waffenstillstand und Verhandlungen statt weiterer Kriegseskalation. An der Spitze derjenigen, die die Taurus-Lieferungen befürworten, sind die Wähler und Wählerinnen der GRÜNEN mit 68% .
Die GRÜNEN haben sich von Pazifisten zu Kreuzrittern und Kulturbringern des 21. Jahrhunderts entwickelt.
Sie wähnen sich als die moralisch Guten, doch wir bleiben dabei: Wer statt Waffenstillstand und Verhandlungen die Kriegseskalation unterstützt, ist kein Guter!
Und Kanzler Scholz bezeichnete Kriegsgegnerinnen und Kriegsgegner am 18.8. in München als „gefallene Engel aus Hölle“!
Der bekannteste „gefallene Engel“ war laut christlicher Lehre der Teufel!
Diese Umwertung von Gut zu Böse hat Methode. Wir kennen es aus der psychologischen Kriegsführungs-Rhetorik der Regierenden:
- Wer ein Pazifist ist, ist ein Lump, oder laut Scholz gar ein Teufel
- Wer für Waffenlieferungen und Krieg statt Diplomatie ist, ist für Frieden
- Wer Kriegskredite und Schulden macht, kreiert ein Sondervermögen
- Wer die Bundeswehr in Kriege schickt, ist für einen robusten Stabilisierungseinsatz im Interesse der Überfallenen
- Wer Bundeswehrsoldaten wieder in Schulen schickt, wirbt für die Friedensaktivisten in Uniform
- Wer an den Hochschulen für Vernichtungswaffen forschen lassen, hat nur edle Motive.
Diese Sprachmanipulation dient der Umwertung bekannter Begriffe und sollen auf Dauer eine neue Vorstellung von Wirklichkeit schaffen. Das ist psychologische, hybride Kriegsführung gegen Kriegsgegner, Pazifisten und alle Humanisten, für die Krieg einen zivilisatorischen Bankrott darstellt.
Dieser tagtäglich auf uns einprasselnden Propaganda von Regierenden und Medien, man denke nur an die Talkshows mit den immer gleichen „Experten“, die zu 90% für Krieg und Sozialabbau werben, müssen wir widerstehen! In 2022 traten die rechten Politiker Norbert Röttgen 21 mal, Robin Alexander (WELT) 19 mal, Strack-Zimmermann und Klingbeil (rechter SPDler) je 17 mal auf.
Die kognitive Kriegsführung der NATO
Derzeit findet auf allen Ebenen unserer Gesellschaft eine hochmoderne Kriegsführung statt, welche mit den fortschrittlichsten Waffen geführt wird und jeden Menschen tagtäglich betrifft. Es handelt sich dabei um die sogenannte „Kognitive Kriegsführung“ („Cognitive Warfare“), welche unter diesem Namen seit 2020 bzw. 2021 als offizielles Programm der NATO verstärkt vorangetrieben wird.
Während die NATO bisher fünf Domänen oder Kriegsschauplätze für ihre Kampfhandlungen festgelegt hat, zu Wasser, zu Lande und in der Luft sowie seit 2016 das Internet und seit 2019 den Weltraum, so diskutiert sie nun, einen neuen, sechsten Kriegsschauplatz zu definieren, auf dem mit den Manipulationswaffen der Kognitiven Kriegsführung gekämpft wird: den Menschen selbst. Er soll entweder „Kognitive Sphäre“ heißen oder „Menschliche Sphäre“. Hier rücken unsere Gedanken, Gefühle und unsere Handlungen ins Zentrum der Kriegshandlungen, mit dem erklärten Ziel einer möglichst vollständigen Kontrolle all dessen, was uns als Menschen ausmacht. Für die NATO ist die Kognitive Kriegsführung daher „eines der heißesten Themen im Moment“. Siehe auch hier: https://overton-magazin.de/top-story/die-kognitive-kriegsfuehrung-der-nato/
Schluss mit der Diffamierung und Einschüchterung von Kriegsgegnern und Pazifisten. Schluss mit der Dämonisierung Russlands und russischer Menschen. Für Völkerfreundschaft! Gegen die Militarisierung der Gesellschaft!
Der Krieg in der Ukraine hat 2014 begonnen
Wir rechtfertigen nicht Russland Einmarsch in die Ukraine und verurteilen diesen Krieg. Wir sehen aber auch, dass dieser Krieg ein Stellvertreterkrieg ist, der mit den Waffen des Westens bis zum letzten Ukrainer geführt werden soll.
Russland hätte die militärische Einkreisung durch die Nato nicht mit einem Angriff auf die Ukraine beantworten dürfen. Die Verschiebung der Kräfteverhältnisse auf der Erde hin zu einer multipolaren Weltordnung hätte andere Wege geboten, Russlands Sicherheitsinteressen zu vertreten als dieser furchtbare Krieg.
Dennoch, und das ist wichtig insbesondere für die Zukunft: Der Krieg in der Ukraine hat als Vorgeschichte ein Vorrücken der Nato immer näher an Russlands Grenzen, flankiert mit einem Putsch in der Ukraine 2014, einer jahrelangen Aufrüstung der Ukraine durch die Nato und einer Sabotage des völkerrechtlich bindenden Minsker Abkommens II, das den Bürgerkrieg in der Ukraine beenden sollte. Deutschland verschärft mit den Waffenlieferungen nun einen Krieg, der im US-Interesse der Aufrechterhaltung der unipolaren Weltordnung dient. Die Bundesregierung unterstützt den langfristigen Plan der USA, sich nach der versuchten Ruinierung Russlands gegen das wirtschaftlich und technologisch erfolgreiche China zu wenden.
Schluss mit der Unterstützung dieser US-Kriegsdrohungen gegen China!!
Die USA behaupten, die wirtschaftlichen und technischen Erfolge Chinas gefährden ihre „Nationale Sicherheit“. Tatsächlich geht es den USA aber um gefährdete Profite für Konzerne. China soll wegen seiner Entwicklung zu einer technologischen Weltmacht mit Sanktionen abgestraft werden. Schon aber drohen die USA mit Krieg gegen China. Und wie immer klinken sich die Medien in die antichinesische Hetze ein, behaupten eine immer aggressivere Politik Chinas, obwohl jeder und jede sehen kann, dass es die USA sind, die China aggressiv attackieren. Der SPIEGEL macht hier den Einpeitscher und lässt den US-Politiker Elbrich Colby zu Wort kommen: „Xi ist viel gefährlicher als Putin, weil China mächtiger ist“, Europa müsse militärisch mehr im Kampf gegen Putin investieren, denn „jede Granate und jede Patrone, die in der Ukraine verschossen wird, steht uns nicht zur Abschreckung Pekings zur Verfügung. Unsere Verteidigungsindustrie kann für die absehbare Zukunft nicht beides leisten.“
Wo bleiben hier kritische Äußerungen der Bundesregierung, wenn die Atommacht USA der Atommacht China mit Krieg droht?
Schluss mit der Beteiligung deutscher Kriegsschiffe an Kriegsmanövern im südchinesischen Meer!
Auch gegen die Drohungen westafrikanischer Vasallenstaaten von Frankreich, einen Krieg gegen den Niger zu führen, hat man keine klare Kritik der Bundesregierung gehört. Es ist Sache der Menschen in Niger, die politischen Verhältnisse im Lande zu gestalten. Und offensichtlich protestieren immer mehr Menschen in den unterentwickelten weil überausgebeuteten Staaten in Westafrika für eine Politik, die ein Ende der neokolonialen Ausbeutung der rohstoffreiche Länder fordert.
Bei Kriegsflüchtlingen muss humanitäre Gleichbehandlung gelten.
Wir begrüßen es, dass über eine Million Menschen aus der Ukraine in Deutschland aufgenommen wurden und hier Unterkunft und Unterstützung erhalten. Das Gleiche wünschen wir uns aber auch für andere Kriegsflüchtlinge, die vor allem aus den Ländern kommen, in denen auch Deutschland militärisch und völkerrechtswidrig interveniert hat, wie in Syrien und Afghanistan, oder wie in der Türkei, wo mit deutsche Waffen Krieg gegen die Kurden geführt.
Die Waffen nieder!
Waffenstillstand und sofortige Friedensverhandlungen!
Keine weitere Kriegseskalation durch Waffenlieferungen und Wirtschaftskrieg.
Die Sicherheitsinteressen aller Staaten müssen berücksichtigt werden!