18.11.2013 | Kundgebung gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus

Termin:
Gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus
Datum:
18.11.2013
Uhrzeit:
11:30 Uhr
Ort:
Aa­che­ner Jus­tiz­zen­trum (am Adal­bert­stein­weg 92, Nähe Bahn­hof Rothe Erde)

Die VVN-BdA solidarisiert sich mit den im Zusammenhang mit den Blockaden gegen den Naziaufmarsch 2012 in Stolberg verfolgten Antifaschistinnen und Antifaschisten. Wir rufen dazu auf die Kundgebung und den Prozess zu besuchen.  Im folgenden veröffentlichen wir den Aufruf des AK Antifa Aachen:

 

„Kund­ge­bung gegen die Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­mus am 18.​11.​2013 um 11:30 Uhr vor dem Aa­che­ner Jus­tiz­zen­trum (am Adal­bert­stein­weg 92, Nähe Bahn­hof Rothe Erde).

Am 18.​11.​2013 wer­den meh­re­re An­ti­fa­schis­t_in­nen in Aa­chen vor Ge­richt ste­hen. Vor­ge­wor­fen wird ihnen die Be­hin­de­rung eines Neo­na­zi­auf­mar­sches der in­zwi­schen ver­bo­te­nen Ka­me­rad­schaft Aa­che­ner Land durch die Blo­cka­de eines Gleis­ab­schnitts.
Die Ka­me­rad­schaft Aa­che­ner Land wurde 2001 von Neo­na­zis aus dem Aa­che­ner Um­land ge­grün­det und zähl­te bis zu ihrem Ver­bot zu den äl­tes­ten und ak­tivs­ten Neo­na­zi-​Ka­me­rad­schaf­ten in Nord­rhein-​
West­fa­len. In der Stadt Aa­chen und im Um­land ist seit­dem ein ver­stärk­tes Auf­tre­ten der mi­li­tan­ten ex­tre­men Rech­ten zu be­ob­ach­ten. Der An­stieg ex­trem rech­ter Ak­ti­vi­tä­ten äu­ßert sich vor allem in An­grif­fen auf Mi­gran­t_in­nen, An­ti­fa­schis­t_in­nen und an­de­re als Geg­ner_in­nen wahr­ge­nom­me­ne Per­so­nen, Grup­pen und deren Treff­punk­te. Ziele der rech­ten An­grif­fe in Aa­chen sind häu­fig Pri­vat­woh­nun­gen, linke Ein­rich­tun­gen und Par­tei­bü­ros. Mit die­sem sys­te­ma­ti­schen Vor­ge­hen ver­su­chen Neo­na­zis, po­li­ti­sche Geg­ner_in­nen ein­zu­schüch­tern und ein Klima der Angst zu er­zeu­gen. Kurz vor dem Ver­bot fiel die KAL durch of­fe­ne Sym­pa­thie­be­kun­dun­gen für den NSU auf.

Heute, nach dem Ver­bot fun­giert die neu­ge­grün­de­te Par­tei Die Rech­te als Auf­fang­be­cken der KAL. Auf der ers­ten Kund­ge­bung der Par­tei nach dem KAL Ver­bot in Düren rief ein of­fi­zi­el­ler Red­ner – der ehe­ma­li­ge Ka­me­rad­schafts-​Füh­rer – durchs Me­ga­fon: „Trotz Ver­bot sind wir nicht tot“.

Der­weil ge­ra­ten in Aa­chen An­ti­fa­schis­t_in­nen er­neut in den Fokus der Staats­an­walt­schaft. Im Au­gust 2012 bei­spiels­wei­se soll­te am Amts­ge­richt Aa­chen ein Pro­zess gegen einen An­ti­fa­schis­ten be­gin­nen. Ihm wurde Kör­per­ver­let­zung gegen einen Aa­che­ner Neo­na­zi vor­ge­wor­fen – er soll ihn mit einem Kau­gum­mi be­spuckt haben.

Die Aa­che­ner Staats­an­walt­schaft ist in­zwi­schen bun­des­weit dafür be­kannt, ge­gen­über Neo­na­zis nach­sich­ti­ge Milde wal­ten zu las­sen, wäh­rend An­ti­fa­schis­t_in­nen mit po­li­ti­schen Ver­fah­ren über­zo­gen wer­den. Da wer­den An­ti­fa­schis­t_in­nen wegen Ver­mum­mung ge­gen­über Neo­na­zis in Ju­gend­ar­rest ge­nom­men, Ver­fah­ren wegen Bei­hil­fe zur Be­lei­di­gung ein­ge­lei­tet und da wird dann eben auch mal ver­meint­li­ches „An­spu­cken“ zur Kör­per­ver­let­zung. Die Kri­mi­na­li­sie­rung einer Sitz­blo­cka­de gegen einen Auf­marsch einer längst ver­bo­te­nen neo­na­zis­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on ist wohl ein wei­te­rer Akt des­sen. Und die­ser kom­men­de Ge­richts­pro­zess wird nur einer von vie­len sein. Bei der Sitz­blo­cka­de wur­den mehr als 50 An­ti­fa­schis­t_in­nen in Ar­rest ge­nom­men. Die Ver­fah­ren also kön­nen sich über die nächs­ten Jahre zie­hen.

Die an­ti­fa­schis­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten, die in be­sag­tem Ge­richts­ver­fah­ren ver­han­delt wer­den sol­len, rich­te­ten sich gegen die jähr­lich statt­fin­den­den Neo­na­zi-​Auf­mär­sche in Stol­berg. Fünf Jahre in Folge mar­schier­ten 250 bis 800 Nazis aus dem ge­sam­ten Bun­des­ge­biet, Bel­gi­en und den Nie­der­lan­den im April zwei­mal im Jahr in Stol­berg auf, um ras­sis­ti­sche Pa­ro­len auf die Stra­ße zu brin­gen. Vor mi­gran­ti­schen Ein­rich­tun­gen, an von Mi­gran­t_in­nen be­wohn­ten Häu­sern und an Ge­schäf­ten wur­den Pa­ro­len ge­ru­fen wie: „Wir krie­gen Euch alle!“. Spä­tes­tens nach Be­kannt­wer­den der Mord­se­rie des NSU solle jeder und jedem be­wusst sein, was Neo­na­zis damit mei­nen. Aber diese Dro­hun­gen waren nie Ge­gen­stand der Straf­ver­fol­gung. Mit An­ti­fa­schis­t_in­nen al­ler­dings geht die Aa­che­ner Staats­an­walt­schaft nicht so nach­sich­tig um.

Nur vier Mo­na­te nach dem hier ver­han­del­ten Er­eig­nis wurde die KAL ver­bo­ten. Bei den damit in Zu­sam­men­hang ste­hen­den Durch­su­chun­gen be­schlag­nahm­te die Po­li­zei meh­re­re Luft­ge­weh­re, Zwil­len, eine Arm­brust, Schlag­stö­cke, eine Viel­zahl Mes­ser, einen Schlag­ring, und ein Faust­mes­ser, sowie einen Mor­gens­tern. Ver­bo­ten wurde sie wegen ihrem kämp­fe­risch-​ag­gres­si­ven Auf­tre­ten, ihrer Nähe zum Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, der Pro­pa­gie­rung der Ras­sen­leh­re. In der Ver­bots­ver­fü­gung sind Ak­ti­vi­tä­ten der letz­ten 10 Jahre als Be­le­ge auf­ge­führt. Die Auf­mär­sche in Stol­berg üb­ri­gens, sind hier ex­pli­zit er­wähnt als Teile die­ser Pra­xen, die zum Ver­bot führ­ten.

Dass die Aa­che­ner Staats­an­walt­schaft nun An­ti­fa­schis­t_in­nen zu Hauf vor Ge­richt zerrt und damit das En­ga­ge­ment gegen diese in­zwi­schen ver­bo­te­ne Or­ga­ni­sa­ti­on im Nach­hin­ein noch kri­mi­na­li­siert, be­weist nicht das öf­fent­li­che In­ter­es­se an die­ser Straf­ver­fol­gung son­dern al­lein das In­ter­es­se der Aa­che­ner Staats­an­walt­schaft: Die er­neu­te Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­mus.

Wir rufen auf zur Kund­ge­bung am 18.​11.​2013 um 11:30 Uhr vor dem Aa­che­ner Jus­tiz­zen­trum am Adal­bert­stein­weg 92, Aa­chen.

So­for­ti­ge Ein­stel­lung aller Ver­fah­ren!

Keine Kri­mi­na­li­sie­rung von An­ti­fa­schis­mus!“

http://akantifaac.blogsport.de/2013/11/07/18-11-2013-kundgebung-gegen-die-kriminalisierung-von-antifaschismus/