Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg/ Tag des Sieges

geschrieben von FIR - International Federation of Resistants Fighters (FIR) - Association of Antifascists

10. Mai 2024

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In vielen europäischen Ländern wurde auch in diesem Jahr der 8. bzw. 9. Mai als Ende des Zweiten Weltkrieges, als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg, als Tag des Sieges begangen. Obwohl die jeweiligen Befreiungstage in den unterschiedlichen Ländern an anderen Daten gefeiert werden, in Italien am 25. April, in Frankreich Ende August mit der Befreiung von Paris, in den Niederlanden bereits am 4./5. Mai, so finden dennoch in vielen Ländern Gedenkveranstaltungen und Erinnerungen an die Befreiung und die Befreier statt.

Von Jewgeni Ananjewitsch Chaldei – mil.ru[1], wikimedia.org

Die FIR hat in diesem Jahr den Fokus auf eine schlichte Botschaft gelegt, die da lautet:
„Im Gedenken des 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg, fordern wir von den Politikern in allen europäischen Staaten: Stoppt die Tolerierung und Unterstützung der Kriege in der Ukraine, im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt! Die Völker benötigen Friedensgespräche jetzt!“ Natürlich geht es uns auch um den drohenden Vormarsch der extremen Rechten bei den anstehenden Wahlen zum Europaparlament, doch der 8. Mai muss auch eine deutliche Botschaft für Frieden in diesen kriegerischen Zeiten bieten. Eine politisch breit aufgestellte deutsche Friedensinitiative formuliert aus Anlass des 8. Mai: „Frieden in Europa ist ohne Russland nicht zu machen. Wir engagieren uns für eine europäische Sicherheitsarchitektur, die die Sicherheitsinteressen eines Jeden gleichermaßen berücksichtigt, in der Konflikte im Sinne Immanuel Kants friedlich gelöst und Waffen überflüssig werden. Unser Planet ist zu verletzlich und die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu gefährlich, als dass ein erneuter großer Krieg auch nur in den Bereich des Möglichen rücken darf.“ Dem ist zuzustimmen.

Der 8./9. Mai ist dazu noch ein Datum der Erinnerung an die große Leistung aller Teile der Anti-Hitler-Koalition, der Partisanen und nationalen Befreiungsbewegungen, der Frauen und Männer aus dem antifaschistischen Widerstandkampf und der Truppen der alliierten Streitkräfte, von denen die Rote Armee unzweifelhaft die Hauptlast trug. Dies zu würdigen sollte die politische Verpflichtung aller Regierungen in Europa und der Zivilgesellschaft sein, so wie es Frankreichs Präsident Macron, der belgische König und Russlands Präsident Putin getan haben.

Nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine ist jedoch zu erleben, dass sich zunehmend die politisch Verantwortlichen in vielen europäischen Ländern aus der Verantwortung für dieses Gedenken zurückziehen. Den 27. Januar als Gedenktag für alle Opfer faschistischer Verfolgung begehen sie, ohne daran zu erinnern, dass dieser Gedenktag untrennbar mit der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee verbunden ist. Vor einigen Jahren konnte man sogar hören, Auschwitz sei durch die Ukraine befreit worden, weil es die Einheiten der 2. Ukrainischen Front waren, die Auschwitz erreichten.

Wenn es darum geht, die Rolle der Roten Armee zu verstecken, dann gibt es erkennbar in der heutigen ideologisch aufgeladenen Situation keine moralischen Grenzen mehr.

Zwei Beispiele aus Deutschland. Anlässlich der Befreiungsfeiern in den Konzentrationslagern, in denen selbstverständlich tausende sowjetischen Häftlinge eingekerkert und – wie im KZ Buchenwald – per Massenmord liquidiert wurden, gab es eine Orientierung, scheinbar initiiert vom Büro der Staatsministerin für Kultur, dass zu solchen Gedenkveranstaltungen keine Vertreter der russischen Föderation und Belorusslands einzuladen seien. Dürfen diese Staaten nicht mehr angemessen die Opfer der faschistischen Verfolgung aus ihren Ländern gedenken?

Die deutsche Regierung ließ mitteilen, dass sie selbst keine Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung plane. Kanzler und Minister würden auch nicht an Veranstaltungen anderer aus diesem Anlass teilnehmen. Peinlich ist die Anweisung an bundesdeutsche staatliche Stellen, anlässlich des 9. Mai, an dem die konsularischen Vertretungen der russischen Föderation der sowjetischen Opfer des „großen vaterländischen Krieges“ gedenken, jeglichen offiziellen Kontakt zu diesen Gedenkaktionen zu vermeiden. Dies sei angeblich notwendig, weil solches Gedenken nur der „Rechtfertigung des russischen Angriffskrieges“ diene. Der Berliner Senat ging noch einen Schritt weiter. Er untersagte am 8. und 9. Mai 2024 an allen sowjetischen Ehrenmalen in Berlin das Singen oder Abspielen sowjetischer Militärlieder, das Zeigen jeglicher Uniformen sowie russischer und sowjetischer Fahnen und Symbole. Dieses Verbot wurde mit einem Großaufgebot der Polizei durchgesetzt. Auf diese Weise entledigt man sich des angemessenen Erinnerns an die 27 Mio. Opfer der Sowjetunion im Rahmen des Vernichtungskrieges von 1941 bis 1945 und an die Befreiungsleistung der sowjetischen Armee.

Die FIR und ihre Mitgliedsverbände werden die herausragende Rolle der sowjetischen Armee bei der militärischen Zerschlagung des Nazismus niemals vergessen. Wir erinnern und gedenken der nationalen Partisanen- und Befreiungsbewegungen. Vergessen aber nicht die bedeutende Rolle der alliierten Streitkräfte, deren Hauptlast auf dem Lande die Rote Armee gespielt hat.