Das Vermächtnis des französischen Widerstands: Conseil national de la Résistance (CNR)

geschrieben von FIR - International Federation of Resistants Fighters (FIR) - Association of Antifascists

26. Mai 2023

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Blick auf das Emile-Gilioli-Denkmal für den CNR auf dem Plateau des Glières im Mont Blanc. Foto: savoie-mont-blanc.com

Die FIR erinnert immer wieder an die großen Traditionen der nationalen Widerstandsbewegungen und ihr historisches Vermächtnis. Zu einem der wichtigsten Ereignisse der französischen Résistance gehört die Schaffung einer gemeinsamen Dachorganisation aller Kräfte des bewaffneten und politischen Widerstands vor 80 Jahren.

Der französische Widerstand gegen die deutsche Okkupation und das Vichy-Regime begann bereits im Jahre 1940 mit der deutschen Besetzung. Die linken Organisationen hatten bereits ihre Kampfverbände (u.a. Francs-tireurs et partisans FTP) gegründet.
Der Aufruf von General Charles de Gaulle vom 18. Juni 1940 motivierte auch konservative Kräfte und Vertreter des Militärs zum Widerstand. Dabei waren deren Aktionen in der ersten Zeit nicht ausreichend koordiniert. Insbesondere der Maquis unterhielt nur wenige Beziehungen untereinander und die Abschottung der Résistance-Gruppen verhinderte gemeinsam organisierte, erfolgreiche Aktionen.
Aus diesem Grund beauftragte de Gaulle Jean Moulin, der vor dem deutschen Überfall als Präfekt im Département Aveyron tätig war, die Resistance-Gruppen in Frankreich zusammenzubringen. Im Frühjahr 1943 entwickelte Moulin die Idee, eine Art Untergrundparlament zu schaffen, in dem ein gemeinsames politisches Programm und eine gemeinsame Strategie der Aktionen zwischen den verschiedenen Gruppen abgestimmt werden konnte. Alle politischen Parteien und Gruppierungen der Resistance sollte in diesem Organ Sitz und Stimme haben. Trotz der Illegalität erreichte Jean Moulin in vielen Gesprächen, dass der „Conseil national de la Résistance“ (CNR) am 27. Mai 1943 erstmals in einer Wohnung im 6. Arrondissement von Paris unter seiner Leitung zusammentrat.
Die acht wichtigsten Résistance-Bewegungen nahmen daran teil: Der kommunistische Front National, die Gruppe Ceux de la Libération, die Gruppe Ceux de la Résistance, die Libération Nord, die Libération Sud, die Organisation civile et militaire, die Gruppe Combat und die Francs-Tireurs. Dazu kamen Vertreter der beiden großen Gewerkschaften CGT und CFDT. Außerdem gehörten dem CNR Repräsentanten der sechs wichtigsten Parteien der Dritten Republik an, der PCF, der SFIO, der Parti républicain, radical et radical-socialiste, der Christdemokraten, der Alliance démocratique und der katholisch-konservative Fédération républicaine.
Kurz nach der Konstituierung des CNR wurde Jean Moulin von der Gestapo verhaftet. Auch unter Folter verriet er nichts und starb auf dem Transport nach Deutschland. Sein Schweigen verhinderte, dass die Nazis den CNR zerschlagen konnten. Aus Gründen der Konspiration fanden keine Plenarsitzungen mehr statt, ein Exekutivbüro aus fünf Mitgliedern leitete die weitere Arbeit. Wichtig war, dass der CNR mehrere Kommissionen und Komitees schuf, wie das Comité d’Action contre la Déportation, das Comité des Actions Immédiates oder das Comité des Œuvres Sociales de la Résistance. Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Fälschung von Dokumenten sowie der Beschaffung von Nachschub.

Der CNR beauftragte das Comité général d’étude mit der Vorbereitung einer politischen Plattform für ein Frankreich nach der Befreiung. Es war ein Zeichen der Gemeinsamkeit im Kampf, dass schon bald das Programm des Conseil National de la Résistance für eine tiefgreifende soziale Erneuerung angenommen wurde. Ziel war es, basierend auf Planwirtschaft und Entmonopolisierung eine wahrhaft soziale Demokratie zu errichten. Dazu gehörten die Nationalisierung der Energieversorgung, der Versicherungen und Banken, die Gründung einer einheitlichen Sozialversicherung und die Sozialisierung Renaults.

Zahlreiche der hier festgelegten Punkte wurden nach der Befreiung in Frankreich auf die politische Agenda gesetzt. Manches wurde verwirklicht, später jedoch im Rahmen der Privatisierungen wieder zurückgenommen. Die Regierenden in Frankreich akzeptierten die Bedeutung dieses Programms, als sie vor 10 Jahren, in Erinnerung an die bedeutende Rolle des CNR in der Organisation des politischen und bewaffneten Widerstandes für die Befreiung Frankreichs, den Tag der Gründungsversammlung, den 27. Mai, per Gesetz zum „Journée nationale de la Résistance“ erklärten. Für die Organisationen der Veteranen und heutige Antifaschisten ist die Erinnerung an den CNR bleibendes Vermächtnis des Widerstands für heute und morgen.