Redebeitrag der VVN-BdA Aachen zum 8. Mai – Tag der Befreiung vom Faschismus – in Würselen
5. Juni 2017
8. Mai, Redebeitrag VVN-BdA Aachen, Tag der Befreiung vom Faschismus, Würselen
Am 11. April 1945 hatte die aus politischen Häftlingen im Untergrund gebildete bewaffnete „Internationale Militärorganisation“ beim Heranrücken der US-Armee die verbleibenden SS-Mannschaften überwältigt und das Lager befreit. Bei der Gedenkveranstaltung, am 8. April 2017, des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) auf dem Appellplatz übergaben die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers symbolisch ihr Vermächtnis an die nachfolgenden Generationen. In berührenden Reden erinnerten diese an den „Schwur von Buchenwald“, den die Überlebenden am 19. April 1945 leisteten, und warnten eindringlich vor dem gegenwärtigen Erstarken des Nationalismus, Rechtspopulismus und militaristischer Politik.
In Buchenwald ist mancher Häftling zum Europäer geworden – also zu einem Bürger eines Verbundes, der mehr als nur den eigenen Staat umfasst.
Mit ihren Reden machten sie, die Überlebenden, deutlich, dass das, was sie zu vererben haben, eine große Herausforderung ist – heute mehr als noch vor ein bis zwei Jahrzehnten. Denn: Dieses Europa, das sich auch deshalb bildete, weil nach dem Krieg den Überlebenden klar war, dass es so nicht weitergehen konnte – dieses Europa ist mittlerweile selbst anfällig geworden.
Wir erinnern an den Hass der Nazis, die Vernichtung von Millionen Opfern – und an den Schwur von Buchenwald am 19. April 1945: Es geht darum, für eine Welt in Freiheit zu kämpfen.
Bertrand Herz, aus Frankreich, Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, würdigte in seiner Rede ausdrücklich „die deutschen Antifaschisten, die als erste ihre Kameraden überzeugten, die Freiheit zu verteidigen“. Herz weiter: „Wir sind stolz, nach dem Europa des Hasses das Europa der Herzen aufzubauen“, nun werde dieses „Europa der Hoffnungen mit all seinen Unzulänglichkeiten“ den nächsten Generationen anvertraut. Ihre Aufgabe ist es jetzt, es zu verteidigen und zu verbessern, Er warnte vor den „populistischen Sirenen, die die Freundschaft zwischen den Völkern im Namen eines engstirnigen Nationalismus zerstören wollen“.
Europa ist ins Wanken geraten. Um so wichtiger ist es, an den Geist des Schwurs von Buchenwald vom 19. April 1945 zu erinnern. Wir leben in einer Welt, die mehr und mehr fanatisch wird. Unsere Berufung ist es, gemeinsam mit allen darüber zu sprechen, was geschah. Wir dürfen nicht schweigen. Und die Welt darf nicht vergessen.
Vor 70 Jahren gründete sich die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, für uns war und ist der Schwur von Buchenwald der wichtigste Grundsatz. Mitglieder der VVN haben an Landesverfassungen und am Grundgesetz mit geschrieben. Durch Gesetzesänderungen wird der Gedanken vom Schwur von Buchenwald immer mehr verfälscht.
Wir sehen das Ziel, das im Schwur von Buchenwald einst formuliert wurde, als nicht erreicht an. Wir forderte ein solidarisches Miteinander und klares Vorgehen gegen jene, die damalige Intentionen verfälschen wollen.
Zum Schluss noch ein Zitat von Stéphane Hessel, ehemaliger Buchenwaldhäftling:
Ich wünsche allen, jedem einzelnen von Euch, einen Grund zur Empörung. Das ist kostbar. Wenn man sich über etwas empört, wie mich der Naziwahn empört hat, wird man aktiv, stark und engagiert.