Wie können ganz normale Menschen Massenmörder werden?

geschrieben von VVN-BdA Aachen

12. November 2011

Auch in diesem Jahr hat die VVN/BdA, unterstützt von der KAB Aachen-Stadt Frauen 60+, wider das Vergessen eine Gedenkveranstaltung an den KZ-Ehrengräbern auf dem Waldfriedhof abgehalten.Anschließend setzten die Teilnehmer der „offiziellen“ Veranstaltung des „Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge“ ihr Gedenken am Hochkreuz fort und trampelten auf den historischen Lehren.

In einer bewegenden Ansprache ging Kurt Heiler für die VVN/BdA der Frage nach, wie die Millionen Deutsche in der Wehrmacht oder in Polizeieinheiten in die Lage versetzt werden konnten, die grausamen Verbrechen in den besetzten Gebieten zu begehen. Der Redner berief sich auf neueste Forschungsergebnisse, die in folgenden Titeln veröffentlicht sind:

Harald Welzer: „Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“
Christopher Browning: „Ganz normale Männer- Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen“
Sönke Neitzel+Harald Welzer: Soldaten- Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“
Sönke Neitzel: „Abgehört- Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942-45“

Heiler fasste zusammen:

Wie können wir erklären, dass deutsche Soldaten heute mumifizierte Totenköpfe auf ihre Panzer binden und in Afghanistan damit für Fotos posieren? Sehen so die Helden aus, derer gleich am Hochkreuz gedacht wird? Wir trauern um die zivilen Opfer derer, die gleich als Helden gefeiert werden. Wir trauern um Kinder und Frauen aus Afghanistan, die heute noch leben könnten, wenn ein deutscher Offizier nicht Rambo gespielt hätte und somit seine „Chance der unbestraften Unmenschlichkeit“ (Günter Anders) nutzte.

Unser Mitglied Hein Kolberg hat uns – als Augenzeuge der Verbrechen – ermahnt: Im Krieg gibt es immer eine Verrohung, es geschehen schlimme Verbrechen. Aber das größte Verbrechen ist es, einen Krieg zu beginnen.“

Anschliessend setzte am Hochkreuz der „Volksbund“ seine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegungen fort. Mitglieder der VVN/BdA und des Antikriegsbündnisses forderten von der Bundeswehr einen sofortigen Abzug aus Afghanistan und dokumentierten den Text der Tafel des Bürgerprojektes „Wege gegen das Vergessen“, die am Hochkreuz in den Boden eingelassen ist:

Die Warnung vor deutschem Machtstreben haben die Teilnehmer der „offiziellen“ Gedenkveranstaltung auf ihre Art beantwortet – sie trampelten über die Tafel und bekundeten damit ihren „Respekt“ vor den historischen Lehren.

„Kann dir die Hand nicht geben, derweil ich eben lad“

Als abschliessend das alte deutsche Kampflied des Militarimus „Ich hatt’ einen Kameraden“ getrommelt und gepfiffen wurde, mussten wir aus Gründen der eigenen Hygiene den Platz verlassen.

Wortlaut der Ansprache von Kurt Heiler (79 KB / 4 S.)

Wortlaut der Ansprache von Kurt Heiler (mit Zitaten) (1642 KB / 7 S.)