Pressemitteilung: Distanzierung von den sogenannten Querdenker*innen

geschrieben von VVN-BdA Aachen

2. Dezember 2020

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Der bekannte Journalist Heribert Prantl charakterisierte in einem kürzlich erschienenen Artikel die Friedenstaube als „Mitgliedsausweis für eine Massenbewegung, die für die Mehrheitskultur der 80iger Jahre stand“.

Wir als langjährige Mitglieder der unten aufgeführten und in Aachen aktiven Friedensgruppen sind verärgert, entsetzt und peinlich berührt, dass Menschen in der sogenannten Querdenker-Bewegung Symbole der Friedensbewegung wie die blaue Friedenstaube oder die Pace-Regenbogenfahne de facto als „Mitgliedsausweis“ einer demokratischen Bewegung vorzeigen. Tatsächlich wollen sie damit nur verdecken, dass ihre kruden und antidemokratischen Thesen keiner ernsthaften wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Das missbräuchliche Benutzen von Symbolen einer demokratischen Bewegung zieht diese in den Augen der Öffentlichkeit leider in den Schmutz.

Die Grundrechte wurden einst als Konsequenz aus den Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Terrorregime formuliert; sie gelten als unveräußerliche Abwehrrechte der Bürger*innen gegen die Allmacht eines Staates und sind somit von uns Bürger*innen gegen solche Tendenzen und Bestrebungen zu verteidigen! Und Ja; trotz der grundsätzlichen Akzeptanz der AHA-Regeln zum Schutz vor einer potentiell tödlichen Infektion gibt es auch bei uns Kritik z. B. an der Unstimmigkeit oder Verhältnismäßigkeit einzelner Maßnahmen, an einer fehlenden Langzeitstrategie oder der mangelnden Beteiligung der Legislative. Auch an der unzureichenden materiellen und personellen Ausstattung des Gesundheitswesens, an der Privatisierung oder dem dadurch wachsenden Einfluss von Großspendern wie Bill Gates z.B. auf die WHO (die dadurch ihren ursprünglich sozialmedizinischen Ansatz mehr und mehr zurückfährt).

Das alles rechtfertigt aber keineswegs die bei den „VerQuer-Gläubigen“ übliche Leugnung der Existenz oder der Gefährlichkeit dieser pandemischen Erkrankung. Geradezu widerwärtig wird es, wenn sich die Teilnehmenden dieser Bewegung als Opfer einer Diktatur wähnen und sich schamlos erdreisten, Vergleiche zu 1933 zu ziehen und „Judensterne“ anzuheften. Statt sich der tatsächlichen Probleme der Menschheit anzunehmen und z.B. gegen die Hochrüstung und die Gefahr neuer Kriege, gegen die Klimaerhitzung, gegen die soziale Spaltung und für mehr Bildung und eine bessere Gesundheitsversorgung oder die tatsächlich menschenrechtsverletzende Politik der EU an ihren Außengrenzen zu demonstrieren, wedelt man mit dem Grundgesetz unter dem Arm für in Wirklichkeit zutiefst egoistische, sozialdarwinistische und jeglicher gesellschaftlicher Solidarität widersprechende Ziele. Dass dabei auch Pegida-Wutbürger, die AfD, Reichsbürger, die Identitären oder die NPD mitmarschieren, zeigt überdeutlich, dass es gar nicht um „Frieden und Freiheit“ gehen kann.

Wir wissen: Faschismus an der Macht heißt Diktatur, Verfolgung, Krieg und Vernichtung. Wer sich davon nicht distanziert, hat weder mit Demokratie, noch mit einer Friedensbewegung rein gar nichts zu tun!

Als friedensbewegte Organisationen in Aachen distanzieren wir uns daher eindeutig von den Demonstrationen der sogenannten Querdenkerbewegung. Wir werden weder heute noch künftig mit Menschen dieser Bewegung zusammen arbeiten und wehren uns gegen eine evtl. Beteiligung aus diesen Reihen bei unseren Veranstaltungen oder Aktionen.

Friedegard Siepmann-Karrenbrock, Bernd Bremen, vertretend für die DFG-VK Städteregion Aachen

Dr. Odette Klepper, Dr. Volker Siller, vertretend für die IPPNW-Regionalgruppe Aachen

Kristina Blömer, vertretend für pax christi im Bistum Aachen

Detlef Peikert, vertretend für die VVN-BdA Kreisvereinigung Aachen

Die Pressemitteilung kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Der Presseartikel kann hier heruntergeladen werden.